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Ökolandwirtschaft befindet sich im Aufwind

Thomas Lehner vom Fachzentrum für Ökolandbau in Deggendorf referierte vor der IG Frauen

Ökolandbauexperte Thomas Lehner, IG Frauenvorsitzende Ulrike Kaunzner

IG Frauen Vorsitzende Ulrike Kaunzner konnte im Brauereigasthof Falter unter den

IG Frauen 2. Vorsitzende Regina Oswald, Vertreter der Landwirtschaft und weitere

Gäste  begrüßen. Ein besonderer Willkommmensgruß galt dem Referenten des Abends Thomas Lehner.

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Wie sich die Landwirtschaft im Spannungsfeld ökonomischer Zwänge und gesellschaftlicher Erwartungen bewegt, erläuterte er eindrucksvoll in seinem detailreiche

Referat. Zunächst skizzierte er die vier Aufgaben des Landwirts: Sicherstellung der Ernährung,Tierhaltung, Pflege der Kulturlandschaft und Prägung des Lebensraums wie z.B. Ortsbild und Brauchtum. Die hohe Erwartungshaltung des Verbrauchers an die Landwirte muss mit mehr Respekt und Wertschätzung gegenüber ihnen verbunden sein, hob Lehner inseinen Ausführungen hervor. So erwartet der Konsument gesunde, aber gleichzeitig preiswerte Lebensmittel, der Landwirt dagegen mehr Würdigung seines Engagements in Sachen Umweltschutz, Tierwohl und Arbeitseinsatz. Wer ist schon dazu bereit seine Arbeitskraft Tage in der Woche rund um die Uhr nicht bloß für sich, sondern für die Bevölkerung einzusetzen?

 

Seit rund 20 Jahren versucht Ökolandbau den Spagat zwischen Verbraucherwünschen und dem Selbstverständnis der Landwirtschaft zu überbrücken. Innerhalb dieses Zeitraumes haben sich die Ökobetriebe in Bayern von 3.000 auf fast 10.000 verdreifacht!

Gleichzeitig reduzierten sich die konventionellen Einzelbetriebe von 140.000 auf ca. 100.000, wobei etliche Betriebe durch Verpachtung und Zukauf vergrößert wurden.

 

Der Ökolandbau in den Landkreisen Regen und Freyung umfasst 180 Betriebe, das entspricht 6,07% der gesamten Betriebe von 2.967. Für das Jahr 2019 haben sich im Landkreis Regen 6 und im Landkreis Freyung 12 Neuantragsteller für den Ökolandbau im Gesamtbetrieb angemeldet. Der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche an der landwirtschaftlichen Fläche beträgt in Bayern 9%.

 

Ökolandwirtschaft bedeutet bei der Tierhaltung strenge Vorschriften beim Flächenangebot: Zugang zu Freigelände und Mindestanteile an Festfläche, reduzierter Einsatz von Antibiotika, keine Gentechnik und ökologische Futtermittel. Bei  der ökologischen Bewirtschaftung des Bodens stehen der Kreislaufgedanke durch Fruchtfolge mit gutem Humusgehalt im Vordergrund. Durch den Anbau von Leguminosen und anderen Zwischenfrüchten erübrigt sich mineralischer Stickstoffdünger. Außerdem ist die Anwendung von chemisch synthetischen Pflanzenschutzmitteln verboten.

 

Die Ertragsleistung im ökologischen Pflanzenbau liegt im Vergleich zum konventionellen Anbau bei 70%. Bei der biologischen Tierhaltung liegt die Ertragsleistung bei 80% bis 100%. Da der Biolandbau trotz höheren Zeitaufwandes geringere Erträge erwirtschaftet, erfolgt ein betriebswirtschaftlicher Ausgleich nicht nur durch Fördermittel, sondern auch durch faire Marktpreise. Der Verkaufserlös der deutschen Landwirtschaft im Biobereich liegt bei 5%, das entspricht  2,2 Milliarden Euro pro Jahr.

 

Interessanterweise erfolgte in den letzten 5 Jahren eine dynamische Umsatzsteigerung mit Biolebensmitteln von über 20%! Daher steht die Forderung im Raum, den Verbraucher dazu zu ermuntern, mit seinem Kaufverhalten diesem Trend weiterhin zu folgen.

 

Der Referent, der selbst Biolandwirt ist, stellte am Ende seines Vortrages die provokante Frage: "Kann bio die Welt ernähren?" Seine eigene Antwort darauf lautete: keine Lebensmittelverschwendung durch den Verbraucher (weltweit wird 1/3 der produzierten Nahrungsmenge weggeworfen!) und Zurückfahren des Fleischkonsums ( nicht bloß aus gesundheitlichen Gründen!).

 

IG Frauen Vorsitzende Ulrike Kaunzner bedankte sich für den hervorrragenden und nachdenklich stimmenden Vortrag bei Herrn Lehner und die anregenden Diskussionsbeiträge der Zuhörer.

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