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Der Wolf verdient mehr Sympathiepunkte

Dr. Katrin kunz referiert im zwieseler naturparkhaus vor der ig Frauen

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li. Dr.Katrin Kunz u. IG Frauen Vorsitzende Ulrike Kaunzner

" Meine Vorbehalte gegenüber dem Wolf konnte ich weitgehend abbauen", stellte ein Besucher am Ende des Vortragsabends fest. Dr. Katrin Kunz vom Bayerischen Landesamt für Umwelt ist Projektleiterin für den Bereich "Kommunikation Wolf" in Niederbayern.

Mit ihrem kompakten Vortrag, der viele aufklärende Informationen enthielt, überzeugte sie ihre Zuhörerschaft bestehend aus IG Frauen und weiteren Gästen.

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Kein anderes wild lebendes Tier ist von so großem gesellschaftlichen Interesse wie der Wolf, zumal seine Rückkehr zu einer gewissen Verunsicherung beiträgt! Er findet geeignete Lebensräume vor, ist nicht auf die Wildnis angewiesen und genießt europaweiten Artenschutz! Die Reviersuche kann sich über mehrere Länder erstrecken,wobei iberische,- italienische- und Balkan - Populationen Deutschland als wichtiges Transitland durchqueren.

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In Europa leben ca. 12.000 Wölfe. In Deutschland gibt es zur Zeit 75 Rudel, 30 Paare

und drei Einzeltiere, die schwerpunktmäßig in Sachsen, Brandenburg und Niedersachsen

vorkommen.

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Im Bayerischen Wald lebt nachweislich 1 Rudel. Im Herbst 2016 wurde am Hochschachten

ein Wolfspaar registriert und im Sommer 2017 in Finsterau die erste Reproduktion

nachgewiesen. Für 2018 gibt es keinen Hinweis für einen Fortpflanzungserfolg!

Ein Rudel besteht aus 6 bis 9 Wölfen und beansprucht für sein Territorium ca. 200-300

Quadratkilometer. Deutschland würde für 440 Rudel einen  geeigneten Raum bieten,

so eine spekulative Prognose.

 

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Es ergibt sich nun die Frage, wie es mit dem Wildbestand seit der Rückkehr des Wolfes

aussieht. Dr. Kunz erläuterte die ökologische Regel: die Beute reguliert den Räuber und

nicht umgekehrt! Ist der Wolf nun neuerdings ein Konkurrent der Jäger?

Die steigenden Zahlen der Rehwild, - Rotwild - und Schwarzwildstrecken der Jäger

in den letzten Jahren sind die klare Antwort darauf. Ein Wolfsrudel erbeutet im Jahr 372 Rehe, 54 Stück Rotwild und 84 Sauen. Das ergibt 1,5 Stück Schalenwild auf 100 Hektar pro Jahr.

 

Großes Konfliktpotential sieht Dr. Kunz in der Weidewirtschaft. Ungeschützte Nutztiere sind für den Wolf leichte Beute! Schaf- und Ziegenhalter sowie Gehegewildhalter müssen Schutzmaßnahmen treffen, die vor allem einen erheblichen finanziellen Aufwand bedeuten. So bieten stromführende Netze bis zum Boden und hohe Zäune mit Übersprungschutz eine gewisse Sicherheit. Herdenschutzhunde arbeiten als Begleiter, Wächter und Verteidiger. Ihre Anschaffung und Ausbildung erfordern ebenfalls hohe Kosten. Schäden durch den Wolf werden zu 100 Prozent durch einen Ausgleichsfonds ersetzt, wobei der jeweilige Marktwert der Tiere gerechnet wird. In Regionen mit Herdenschutzmaßnahmen sind sinkende Risszahlen festzustrellen. Auch die Nutztierhalter lernen wieder mit dem Wolf  zu leben !

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Dr. Kunz erläuterte des weiteren die Aufgaben des Wolfsmonitorings und des Wolfsmanagements beim Umgang mit "Problemwölfen": Zudringliches Verhalten bei dem der Wolf Begegnungen mit Menschen nicht ausweicht oder ihn sogar gefährdet, kann dazu führen, dass im Ernstfall der Wolf getötet werden muss. Zwischen 1950 und 2000 fanden in ganz Europa 59 Angriffe auf Menschen statt. Darunter waren 38 tollwütige Wölfe, deren Angriffe für 5 Menschen tödlich endeten. Die Tollwut ist in Deutschland ausgerottet. 21 Angriffe erfolgten durch gesunde Wölfe.

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Wenn man einem Wolf begegnet, sollte man stehen bleiben, Abstand halten, gegebenenfalls Lärm machen und sich langsam zurückziehen. Niemals das Tier anlocken und füttern! Die Sichtung beim Landesamt für Umwelt oder beim Landratsamt melden.

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Laut Umweltministerin Svenja Schulze ist der Wolf in Deutschland eine streng geschützte Tierart. Allerdings ist geplant, dass zukünftig im Bedarfsfall ein ganzes Rudel aufgrund seines auffälligen Verhaltensmusters getötet werden darf. Der Bund für Umwelt und Naturschutz befürchtet, dass diese mögliche Neuregelung ein weiteres Problem schaffen könnte: durch Abschüsse wird die Rudelstruktur zerstört, fremde Wölfe wandern ein und junge Wölfe jagen ohne ihre Eltern. Die Nutztierrisse könnten zunehmen!

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Sollte aber ein Wolf vorsätzlich getötet werden, kann das nicht nur mit einem Bußgeld,

sondern auch als Straftat geahndet werden. Das Gesetz sieht hierbei eine Freiheitsstrafe von bis zu 5 Jahren vor. Jagdscheininhaber können mit dem Entzug ihres Jagdscheins rechnen.

 

Wenn wir Menschen es schaffen mit der Rückkehr des Wolfes richtig umzugehen, dann werden sich auch unsere Bedenken und Ängste erheblich verringern.

 

IG Frauen Vorsitzende Ulrike Kaunzner bedankte sich bei Frau Dr. Katrin Kunz unter Applaus für den interessanten und wegweisenden Vortrag mit einem Blumenpräsent.

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Link für Weidetierhalter:

http://www.lfl.bayern.de/itz/herdenschutz/index.php

Fachberatung für Kleintierhalter

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Infos über Wölfe:

Bayerisches Landesamt für Umwelt, Wildtiermanagement

http://www.lfu.bayern.de/natur/wildtiermanagement_grosse_beutegreifer/wolf/index.htm

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