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Haftpflicht mach den Hebammen sorgen

Die schwierige Situation der Hebammen stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung der IG Frauen. Verbandshebamme Birgit Zechel informierte dabei über die vielschichtigen Probleme, die den Hebammenberuf mittlerweile begleiten. IG Frauen-Vorsitzende Ulrike Kaunzner konnte im voll besetzten Vortragssaal des Hotels „Zur Waldbahn“ zahlreiche Gäste begrüßen, darunter Hebammen, Kinderkrankenschwestern und Ärzte der Arberlandklinik Zwiesel, außerdem Vertreterinnen der IG Frauen mit Kreisrätin Elisabeth Pfeffer. Eine Hebamme arbeite als selbstständige Unternehmerin und sie unterstehe einem strengen Qualitätsmanagement, betonte Referentin Birgit Zechel. Das Berufsbild sei breit gefächert. Es umfasse Schwangerschaftsbetreuung, Geburtsvorbereitung, Leitung der Geburt und Wochenbettbetreuung in der Klinik und zu Hause. „Die große Arbeitszeitbelastung mit zum Teil 24-Stunden- Diensten und die ständige Erreichbarkeit erfordern eine besondere Hingabe zu diesem Beruf“, so Zechel. Hinzu komme die enorm große Verantwortung für mindestens zwei Menschenleben. Beleghebammen rechnen nach der Hebammengebührenordnung ab, so die Referentin. Seit dem Jahr 2005 würden sie allerdings zunehmend mit einem Problem konfrontiert, das ihr Einkommen in eine beträchtliche Schieflage gebracht habe: „Es handelt sich um die drastische Erhöhung der jährlichen Haftpflichtbeiträge auf 8173,25 Euro für das Jahr 2018“, so Zechel. Im Jahr 2020 werden es voraussichtlich 9097,50 Euro sein. Demgegenüber stehe der Regelsatz bei einer normalen Geburt, der am Tag 165,60 Euro und in der Nacht 198,64 Euro betrage.

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Angesichts hoher monatlicher Nebenkosten, insbesondere durch die Haftpflicht, befürchte ihr Berufsstand trotz hohen persönlichen Einsatzes für das Leben nicht mehr selbst davon leben zu können. Die Haftpflicht-Problematik sei bislang von den Spitzenverbänden der Hebammen und den Krankenkassen nicht gelöst worden. In der anschließenden, sehr lebhaften Diskussion griff Dr. Walter Kaunzner, langjähriger Geburtshelfer in Viechtach, diesen Gedanken auf und forderte, dass die Haftpflichtfrage bei Hebammen grundsätzlich von staatlicher Hand gelöst werden müsse. Schließlich handle es sich hierbei um ein gesellschaftspolitisches Problem und es gehe um die Sicherung der Volksgesundheit. „Es geht darum, dass dieser unverzichtbare Beruf nicht zum Aussterben verurteilt ist“, so Kaunzner. In Österreich und in der Schweiz gebe es eine Fondsregelung zur Unterstützung der Hebammen in der Haftpflichtfrage. Dr. Josef Reitberger, Gynäkologie-Chefarzt an der Arberlandklinik Zwiesel, teilte mit, dass seine geburtshilfliche Abteilung mit sieben Hebammen hervorragend besetzt sei und zusammen mit seinem hoch motivierten Fachkollegenteam der Bevölkerung eine ausgezeichnete Geburtshilfe anbieten könne. Die IG Frauen forderte die Errichtung einer staatlichen Hebammenschule in Niederbayern, um den Hebammennachwuchs wohnortnah ausbilden zu können. Unter großem Applaus bedankte sich IG Frauen-Vorsitzende Ulrike Kaunzner bei der Referentin Birgit Zechel für den großartigen Vortrag.

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